Nach einigen Tagen zu Hause und der Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten, stellt sich die Frage, was haben wir Bleibendes mitgenommen von der SXSW 2019.
Nun, zunächst einmal unzweifelhaft wieder, ein unglaubliches Gruppen-Erlebnis. Unsere Teilnehmer der FFWDto SXSW Gruppe und das Orga Team sind in den Tagen in Austin zu einer Einheit zusammen gewachsen, die im Team die Fülle des SXSW Angebots ausgiebig erkundet hat. Gemeinsam und mit der richtigen Vorbereitung konnten wir das Maximum an Information, Innovation und Inspiration mitnehmen. Doch mindestens ebenso wertvoll, ja eigentlich noch wertvoller: die Möglichkeit des Austausches, der Diskussion und der Bewertung der Inhalte untereinander. Die abendlichen Gespräche und Diskussionen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Hintergründen bewertet, waren für alle eines der Key Take aways.
Was haben wir aber an eigentlichen Trends und Entwicklungen mitgenommen?
Wenn man diese Frage jetzt auf technische Neuerungen bezieht, dann waren das, um ehrlich zu sein, gar nicht mal so viele. Es ist alles da, was letztes Jahr schon für Aufsehen sorgte – KI, AR, Autonomes Fahren, eMobilität…
Das, was in diesem Jahr auffiel: die rasante Weiterentwicklung und die Integration in Alltags- bzw. Business-Anwendungen. Elektro Mobilität flutet in Form von Scootern ganz Austin, neben selbstfahrenden Autos werden autonome Trucks und Flugzeuge erprobt, VR hält im Wohnzimmer Einzug und aus „Spielereien“ etwickeln sich neue Ökosysteme. Nur ein Beispiel Bose Frames, die Augmented Sound Sonnenbrillen. Letztes Jahr ein Prototyp, dieses Jahr für 199,- Dollar exklusiv auf der SXSW zu kaufen und versehen bereits mit einer Vielzahl an Apps, von der Navigation und dem Sightseeing durch Austin bis hin zum Einsatz am Golfplatz. So gäbe es eine Vielzahl von Beispielen. Nicht das prinzipiell Machbare ist es, das die SXSW 2019technisch prägte – es ist das konkrete Doing, die Umsetzung, die Operationalisierung.
Das für uns Wesentliche war aber: eine spürbar veränderte Stimmungslage in der digitalen Welt.
Haben wir im letzten Jahr ein Festival erlebt, das freudig in den Tag hinein innovierte, und sich der technischen Errungenschaften freute, war die Stimmung in 2019 nicht mehr so unbeschwert. Mehr und mehr nachdenkliche Töne mischen sich in die digitale Euphorie.
Was tun wir als Menschen, wenn die Digitalisierung umfassend erfolgreich ist? Wie gehen wir mit den gesellschaftlichen Folgen um? Was machen wir, wenn die Taxis, Lastwagen und Züge selbst fahren, Chatbots die Buchhalter und Customer Service Agenten, sogar Manager ablösen? Wenn dadurch auf einmal 3, 6 oder 10 Prozent der Stellen in einer Volkswirtschaft obsolet werden? Was wird Arbeit noch wert sein? Was machen wir mit unserer Zeit? Spannende Gedanken, die uns alle noch lange nach der SXSW beschäftigen werden und sollten.
Aber auch der „Techlash“ die Kritik an den großen Techfirmen und Plattformen war unausweichlich.
Was können, dürfen, sollen Google, Facebook und Co. tun. Was dürfen sie nicht tun?
Was müssen wir als Verbraucher tun? Was muss die Politik tun? Regulierung oder sogar Zerschlagung?
Wie sollen Unternehmen sich gegen Plattformen positionieren, oder selbst zu einer werden?
Viele Fragen. Viele Gedanken und Ansätze. Ob auf der Meta-Ebene digitale Kleinstaaterei die Antwort sein kann, ist ebenso fraglich wie die Laisser-Faire Haltung in den USA und die Regulierungsansätze in weiten Teilen Europas.
Wichtig ist für uns zu sehen: diese Fragen sind präsent, vom Managern bis zum Digital-Spezialisten, vom Evangelisten bis zum Philanthropen, vom potenziellen Präsidentschaftskandidaten bis zum aktiven EU-Kommissare… die SXSW 2019 war wie ein Weckruf, wenn auch kein Nachschlagewerk für Antworten.
Wir sind gespannt und bleiben neugierig. Verfolgen die Diskussionen aufmerksam und mit vielen Erfahrungen aus der SXSW im Hinterkopf. Und: wir planen bereits für das nächste Jahr!